Bereits vor dem Erlass der sogenannten „Nürnberger Gesetze“ (dem „Reichsbürgergesetz“ und dem „Blutschutzgesetz“) im Jahr 1935 hatten „rasserechtliche“ Klauseln Eingang in das Berufsrecht der Ärzte gefunden. Im April 1934 bestimmte die Zulassungsordnung nicht nur, dass jüdische Ärzte und politisch „Missliebige“ von der Ausübung des Arztberufs fernzuhalten seien. Ausdrücklich waren von der Zulassung auszuschließen: „Ärzte nicht arischer Abstammung und Ärzte, deren Ehegatten nicht arischer Abstammung sind. Als nicht arisch gilt, wer von nicht arischen, insbesondere von jüdischen Eltern oder Großeltern abstammt. Es genügt, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil nicht arisch ist. Dies ist insbesondere dann anzunehmen, wenn ein Elternteil oder ein Großelternteil der jüdischen Religion angehört hat. Als Abstammung gilt auch die außereheliche Abstammung“, so ein Auszug aus der zweiten Verordnung zur Zulassungsordnung.
Die Diskriminierung und Ausgrenzung „nicht-deutschblütiger“ Menschen fand in vielfältigen Formen statt, die von der Verbreitung antisemitischer Propaganda über den Ausschluss von Freizeitvergnügen bis zum Heiratsverbot als massivem Eingriff in die Privatsphäre reichten; Letzteres betraf in Form des „Ehegesundheitsgesetzes“ auch „Deutschblütige“, sofern sie nicht „erbgesund“, sondern „erbbiologisch minderwertig“ waren.
Menü
Ausstellung „Der ewige Jude“, München, November 1937
(Bundesarchiv, Bild 119-03-16-06)
Jüdische Bürgerin vor Schwimmbad
(bpk; Foto 30011469)
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche
Bibliothek, Bielefeld
Zu dem Programm der Nationalsozialisten hatte von Beginn an der „Kampf gegen das Diktat von Versailles“ gehört, der auf der militärischen Ebene das Verbot der allgemeinen Wehrpflicht, die Abrüstung und die Verkleinerung des Berufsheeres für Deutschland bedeutet hatte. Bald nach ihrer Machtübernahme wurde die Aufrüstung Deutschlands forciert. Die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, die Gründung der Wehrmacht und besonders der Luftwaffe im Jahr 1935 wurden von vielen Deutschen begrüßt. Auf der Ausstellung „Strahlen und Heilkunde“ im München des Jahres 1938 gab es eine Abteilung „Strahlen und Wehrmacht“, an der u.a. Rudolf Grashey und Hubertus Strughold mitgearbeitet hatten, und eine Abteilung „Luftwaffe“, die u.a. eine „Große Unterdruck- und Klimakammer mit dazugehörigen Maschinen und Hochleistungsröntgeneinrichtung im Original“ zeigte, sowie das „Modell einer Zentrifuge für Beschleunigungsversuche am Menschen mit eingebauter Röntgeneinrichtung“.
Jüdische Auswanderung/Hefttitel (1937)
(bpk/Abraham Pisarek)
Die Militarisierung der Strahlen-medizin: Luftfahrtforschung
(aus: A. Wörle (Hg.), Ausstellung „Strahlen und Heilkunde“,
München 1938, S. 15)